Die Kunst des Fragens – Forschendes Lernen am Bei-spiel Kontexteffekte in Selbstberichten

Abstract

In der gesundheits- und sozialwissenschaftlichen Forschung zählen Fragebogenerhebungen zu den zentralen Methoden der Datengewinnung. Norbert Schwarz weist in seinem Artikel „How the questions shape the answers“ darauf hin, dass wir ForscherInnen dabei oftmals außer Acht lassen, dass sich kommunikative und kognitive Effekte auf die Ergebnisse auswirken. Wir vergessen demnach allzu gerne, dass es für den Befragten eine große Herausforderung darstellt, den Inhalt unserer Fragen semantisch und pragmatisch zu interpretieren, das entsprechende Verhalten zu memorieren bzw. basierend auf fragmentarischer Erinnerung zu schätzen sowie die Antwort in das vorgegebene Format einzupassen. Im Versuch diese Aufgabe gut zu meistern, stützen sich die Befragten auf den Kontext des Fragebogens, also die Reihenfolge von Fragen, das Antwortformat, den Bezugszeitraum oder das Format der Frage. Und eben dieser Kontext beeinflusst die Antworten deutlich mehr als wir es uns oft bewusst sind und kann unter Umständen zu falschen Schlussfolgerungen oder Entscheidungen führen. Um Studierende für dieses Phänomen zu sensibilisieren und auf einen kompetenten Einsatz von Fragebögen vorzubereiten, wurden die von Schwarz postulierten Effekte im Kontext eines für Studierende relevanten Themas unter Einbindung von Studierenden repliziert, nämlich Stress im Studium. Dies eröffnet vielfältige didaktische Möglichkeiten zur Steigerung der Forschungskompetenz von Studierenden.